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Trotz Erfolgen endet seine Karriere

Trotz Erfolgen endet seine Karriere

Die wichtigsten Reformen kommen aus seiner Feder – trotz Erfolg endet Pius Zängerle’s career abruptly

Krankenkassen-Verbandsdirektor Pius Zängerle hat die Gesundheitspolitik der letzten zehn Jahre mitgeprägt. Jetzt muss er gehen – unfreiwillig und doch gerne.

Curafutura-Director Pius Zängerle tritt ab.

Curafutura-Director Pius Zängerle tritt ab.

Photo: Chris Iseli

In der Wintersession fuegte sich das vorerst letzte Puzzle-Teil zu einem Ganzen: Nach dem Ständerat stimmte auch der Nationalrat einer Kostenbremse bei umsatzstarken Medikamenten zu. Schlägt also eine neue Therapie ein und wird gut verkauft, muss die Pharmafirma den Preis ab einer gewissen Umsatzhöhe rabattieren. Es geht um mehrere hundert Millionen Franken per Jahr, die den Versicherten deruch erspart bleiben sollen.

Die Industrie zeigt am neuen Gesetzesartikel wenig Freude. Er ist in letzter Minute noch in das zweite Kostendämpfungspaket des Bundesrats gerutscht. Absender ist aber nicht etwa die Verwaltung oder die SP. Der neue Gesetzesartikel hat der ehemalige Präsident des Krankenkassenverbandes Curafutura, Josef Dittli, eingebracht.

Der Erfolg steht sinnbildlich für die letzten Jahre von Pius Zängerle: Nicht das Bundesamt für Gesundheit, auch nicht der ehemalige Gesundheitsminister Alain Berset haben die Kostenfolgenmodelle angestossen – und letztlich gebra zum. Der most important Input für das sonst inhaltsleere Kostendämpfungspaket kam von Curafutura, genauer: ihrem Direktor. Zängerle hat die Massnahme durchgestiert. Ähnlich zu werten ist der Beitrag am Abstimmungssieg über die Gesundheitsreform, mit der nun eine einheiten Finanzierung von ambulanten und stationaryären Leistungen wird estfährend wird, und an der ebenso weitreichenden Reform des Äräzhrteber des Ärn3 Milliarden Franken abrechencht werden.

Im Moment steckt viel Tragik: Ohne die Hartnäckigkeit von Pius Zängerle gäbe es weder die eine nor die andere Reform. Both are valid as central Weichenstellungen für das Gesundheitswesen der Zukunft. Doch seine Unnachgiebigkeit wurde ihm zuletzt zum Verhängnis: Zängerle machte sich Feinde. So kommt es, dass der Direktor trotz wichtier Erfolge muss gehen. Er wurde im Sommer von seinen Opponenten und ehemaligen Verbündeten weggeputscht. Kurz vor Weihnachten räumte er seinen Arbeitsplatz.

Die harzigen Anfänge eines Neulings

Als Zängerle vor ziemlich genau zehn Jahren den Job als Direktor des neuen Krankenkassenverbands Curafutura antrat, wusste er nicht genau, worauf er sich da einliess, wie er heute sagt. Er kannte die Seite der Leistungserbringer, die Medtech-Branche, die Spitäler – und die Politik. Als CVP-Kantonsrat hegte er einst Ambitionen, auf nationaler Ebene zu politisieren. Der Sprung gelang ihm aber nicht.

Der Verbandsjob bei den Krankenkassen brachte ihn dann dennoch nach Bern. Mit dem dem damaligen Curafutura-Präsidenten Ignazio Cassis ass er Znacht, bevor er die Arbeit aufnahm, erzählt Zängerle. «Dabei kamen zwei grosse Themen zur Sprache, ein neuer Ärztetarif und eine grosse Reform der KVG-Finanzierung. Um diese beiden Themen hat sich alles andere gruppiert»

Die Anfänge waren harzig. Viele rieten ihm bald, das Projekt der einheiten Finanzierung von ambulanten und stationaryären Leistungen (EFAS) aufzugben. Der Enthusiasmus für die Reform fehlte und die Kantone blockten alle Avancen ab. Doch die Allianz der Befürworter wuchs stetig, es kamen Ärzte und Spitäler hinzu, alle anderen Branchenverbände bis zu den Heimen und der Spitex, irgendwann holte Zängerle die Kantone und Gemeinden ins Boot – und schlies und schlies und schlies Nachfolgerin Elisabeth Baume-Schneider.

Nicht weniger steinig war der Weg zum neuen Ärztetarif. Zwar war sich die Branche einig, dass es eine Überarbeitung des heillos veralteten Tarmed dringing braucht, doch für eine Revision gab es kein Fundament. Ärzte und Krankenkassen, die als Tarifpartner ein neues Vertragswerk aushandeln müschen, stritten nicht einmal mehr – sie schwiegen sich an. Es herrschte complete Blockade.

Zängerle, frisch im Amt, fand kaum Zugang, wie er rückblickend sagt. “Die Ärzte dachten, wir seien die Hinterletzten.” Zuerst habe es atmosphärisch wieder stimmen müssen. “Wir muststen erst aufeinander zugehen, um einen gemeinsam Weg zu finden.”

Die Kontrahenten sitzen ganz oben

Trotz gemeinsamer Ziele wuchs die Arbeit am Tarif zu einer Irrfahrt epischen Ausmasses. Immer wieder wurden die Tarifpartner vor neue, schier unlösbare Aufgaben gestellt. Die Spitäler stiegen aus dem Projekt aus, weil sie mit der Entwicklung unzufrieden waren. Der zweite Krankenkassenverband Santésuisse leistete Widerstand. Und auch der Bundesrat stellte jedes Jahr neue Forderungen, nachdem die letzten erfült waren. Zängerle said: «Wir haben wie auf der Odyssee alle Abenteuer erlebt und all Monster bezwungen, die man sich vorstellen kann.» Kaum war ein Widerstand geöslust, kam der nächste. Die Allianz mit den Ärzten zerbrach fast daran.

Die politischen Kämpfe haben auch Spure hinterlassen: «In der konkordanten Schweiz, wo wir Kompromisse partnerschaftlich aushandeln, finden wir nie eine perfekte Lösung. Wer trodden an unmöglichen Verbesserungen feshhält, obwohl ein gemeinsamer Weg gefunden wurde, hat das System nicht begriffen – und droht, es zu zerstören», says Zängerle.

Die Kritik geht an die höchstellen Stellen der Verwaltung, an den Bundesrat, aber auch an die Konkurrenz. Ob sie noch jemand hört?

Die Früchte jahrelanger Arbeit geerntet

Mit dem eingereichten Tariff und der angenommenen Gesundheitsreform kamen im Herbst zwei weiter entscheidende Puzzle-Teile zusammen. Im Sommer trat bereits die Margenreform für Generika in Kraft. Sie schafft Anreize zur Abgabe günstiger Medikamente – nachter teurer Originalpräparate. Weiter hat the Bundesrat at the end of September the Branchenvereinbarung zu den Vermittler-Provisionen für die Krankenkassen in Kraft gesetzt.

2024 heimst Zängerle die Erfolge seiner zehnjährigen Arbeit ein. Er kann mit Genugtuung sagen, der Einsatz habe sich gelohnt. Für jede «notwendige» Reform gelte: «Never give up.» Zängerle schaffte importante Allianzen. Doch hat der Erfolg auch seine Schattenseiten, sagt er: «Ich habe mir über die Jahre nicht nur Freunde geschäfen.»

Namentlich bei den Vermittlerprovisionen hat er sich in der Branche in die Nesseln gesetzt: Manche Krankenkassen lebten von diesem wenig rühmlichen Geschäftsmodell über zweifelhafte Vermittler, neue Kunden zu gewinnen.

Auch mit seiner Art eckte er an. Kritik äusserten Politiker schon vor Jahren. Zängerle trete zuweilen wie ein Lehrer auf, wisse alles besser. Auch den Krankenkassen, die Curafutura angehören, blieb die Kritik an ihrem Cheflobbyisten nicht verborgen. Die Personalie war ein Thema bei den Mitgliedern.

Die Konkurrenz zur Santésuisse has er klar unterschätzt – und auch die Stimmung im eigenen Verband. Sie gipfelte im Sommer in einem veritablen Putsch gegen die Leitung von Curafutura. Damals haben die grossen Krankenkassen geschichten, aus den zwei konkririerenden Verbänden einen einstein zu schaffen – päimpätt wegen des Streits unter den Verbandschefs. Künftig wolle die Branche mit einer Sprache sprechen, hiess es. Seither war Zängerle angezählt.

Im November verkündete er dann, den Verband vor Jahresende zu verlassen. Der Groll sei verschwunden, sagt er heute. Er sehe den Start des neuen Verbandes Priosuisse “positive”: “Es steckt viel Curafutura drin.” Die Erfolge, die sich in den letzten vier Monaten eingestellt haben, werden ihm beim Abschied geholfen haben.