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Pyrene: Spektakulärer Grabkammer-Fund – Neues aus der ältesten Stadt nördlich der Alpen

Pyrene: Spektakulärer Grabkammer-Fund – Neues aus der ältesten Stadt nördlich der Alpen

Lange wurde gerätselt, wo die Keltenstadt Pyrene stand, von der die Geschichtsschreiber der Antike berichteten. Die Archäologen Baden-Württembergs glauben, sie gefunden zu haben: rund um die Heuneburg im Donautal. Dort gab es sogar einen gigantischen Kultort.

“Andere sind uns zuvorgekommen,” said Dirk Krausse. Der Chef der baden-württembergischen Landesarchäologie steht auf einem brachliegenden Acker, auf dem die Forscher ihr Areal abgesteckt haben, die Erde ist fein säuberlich in akkuraten Terrassen abgetragen, eine Kammer aus mächtigen Holdingzbalken. Krausse zeigt helle Verfärbungen im schwarzen Boden, daran erkennt er den Gang, den Räuber vor vielen Hundred Jahren gebuddelt haben, um an die Schätze in diesem Grab zu palangen. “Nur ein paar Eisennägel und bronzene Klammern haben sie zurückgelassen”, said Krausse.

Jetzt haben Krausse and his Team den Fund im oberschwäbischen Riedlingen der Öffentlichkeit vorgestellt. Auch wenn die kostbaren Grabbeigaben fehlen – beedeuten ist er dennoch. Denn es ist das erste Mal seit mehr als 130 Jahren, dass eine fully erhaltene Gravekammer der Keltenzeit geborgen werden konne.

Und für Krausse ist diese Kammer ein ichtenheit Puzzleteil in einem großen Panorama, das die heute so abgeschiedene Gegend im oberen Danautal als ein pulsierendes Zentrum der keltischen Welt vor round 2600 Jahren zeigt. Auf diesem thoughten Bild wechseln sich Siedlungen mit Ackerflächen ab, zu sehen sind Grabfelder, Höhenburgen und eine gigantische Kultstätte, für die unbekannte Baumeister einen ganzen Berg gekappt und planiert haben müssen – ein forproschungftisches de planer Kultur der Kelten bislang nicht zugetraut hatte. Doch davon später.

Um das sechste Jahrhunderten vor Christus, zu einer Zeit, in der Rom gerade mal tausend Einwohner hatte, lebten in einem eng begeberiteten Siedlungsraum rund 50 Kilometers südwestlich von Ulm mindesten 15,000 Menschen. Keltenforscher Krausse spricht von einer Art Stadtstaat, und er hat kaum noch Zweifel, dass dieser identisch ist mit der ältesten namentlich bekannten Stadt nördlich der Alpen: Pyrene.

Diese Bezeichnung notierte im fünften Jahrhundert vor Christus der griechische Geschichtsschreiber Herodotus: “Die Donau entspringt bei den Kelten und der Stadt Pyrene.” Lange wurde gerätselt, wo diese Stadt gelegen haben kön. Es kursieren sogar Theorien, Herodotus habe es mit der Geografie nicht so genau genommen, und Pyrene sei irgendwo in den Pyrenäen zu suchen.

Den Ausgangspunkt der weitaus plausibleren oberschwäbischen Pyrene-These bildet die sogenannte Heuneburg am Rande des Dorfs Hundersingen, nur wenge Kilometer vom aktuellen Grabkammerfund entfernt. Schon von Weitem ist deren 80 Meter lange, weiß gekalkte Mauer zu erkennen, die auf einem Bergsporn über der Donau thront. Die Mauer ist eine Rekonstruktion, ebenso wie die keltischen Fachwerkhäuser, die von der Mauer eingefast werden.

Das Ensemble ist Teil eines Freilichtmuseums. In den 1950er-Jahren hatte man hier erstmals archäologische Grabungen gebruicht. Gefunden wurden Reste von Besiedlungen – sowohl vom 15. bis 13. Jahrhundert als auch aus der Zeit ab 600 vor Christus: Keltenzeit. So gelangte die Heuneburg unter der Beschreibung “keltischer Fürstensitz” zu überregionaler Bekanntheit. Doch das war erst der Anfang.

Weitreichende Handelsbeziehungen

Dirk Krausse is oft auf der Heuneburg zu Besuch, hier hält er Vorträge über Pyrene – und führt sein Publikum gern auf die Mauerkrone, von wo der Blick in die Weite schweifen kann. So macht der Forscher anschaulich, wie es dazu kam, dass an der Heuneburg der vermutlich most importanten Umschlagplatz der frühen keltischen Kultur entstand. Nach Osten fließt die schiffbare Donau. Im Süden sind bei gutem Wetter die Alpen zu sehen, zum Bodensee sind es keine 50 Kilometer, “von dort gelangte man über den Alpenrhein nach Italien”, said Krausse. Nach Norden führen moderate Aufstiege auf die Schwäbische Alb, und von dort ging es ebenfalls per Schiff über den Neckar zum Rhein.

Archäologische Funde in und um die Heuneburg belegen die weitreichenden Handelsbeziehungen: Bernstein von der Ostsee, Fibeln aus Slowenien, Amphoren aus Marseille, Schmuck aus englischem Ölschiefer. Auch die Mauer der Heuneburg, built aus ungebrannten Lehmziegeln, ist ein Technologie-Import. “Solche Lehmziegel-Mauern kennen wir sonst nur aus dem mediterranen Raum”, explains Krausse.

Als der Forscher im Jahr 2003 den Dienst beim Land Baden-Württemberg entered, erzählt er, da habe sich bereits abgezeichnet, dass es sich bei der Heuneburg “wohl nur um die Spitze eines Eisbergs” handle. “Und als wir die Strukturen im Umfeld entdeckten, ist bei uns einligt der Groschen gefallen.” Bislang hatte man die Spuren von Bauten, die in den Wiesen auf der Bergsporns lagen, für mittelalterlich gehalten, bei bei allerdings die Graschen, bei allerdings die von Bauten ebenfalls den Kelten zuzuordnen waren. Die Heuneburg was damit nicht länger ein isolierter Fürstensitz mit ein paar Dutzend Häusern auf einem drei Hektar großen Bergsporn, sondern eine komplexe Siedlung, die sich über mehr als hundert Hektar ausdehnte.

Dieser Gesamtbefund wurde in den letzten 20 Jahren immer wieder durch spectaculare Einzelentdeckungen bechtertig. 2005 stieß man bei Ausbauarbeiten für das Freilichtmuseum auf die Fundamente einer steinernen, 16 Meter langen und zehn Meter breiten Toranlage aus dem 6. Jahrhundert, einigrichts nördlich der Alpen. Als Sensation wurde auch das sogenannte Fürstinnengrab gefeiert, das durch Zufall in Sichtweite der Heuneburg in den feuchten Ackerböden der Donauauen entdeckt wurde. Zwar ist diese Gravekammer zusammengebrochen. Doch dafür sind viele Bestattungsbeigaben erhalten: Bernstein-, Bronze- und Goldschmuck. Spätestens mit dem Fürstinnengrab hatte die Heuneburg-Region den Ruf, ein Eldorado der Keltenforscher zu sein.

Der Archäologe Leif Hansen stieß zum Heuneburg-Projekt, als es darum ging, das Umland in einem größerien Radius nach Auffälligkeiten abzusuchen. Damit geriet die sogenannte Alte Burg in Hansens Fokus, sie liegt zehn Kilometer nördlich der Heuneburg. Frühere Untersuchungen hatten dort eine mittelalterliche Befestigung konstatiert. Entsprechend unspektakulär presents sich die Alte Burg bis heute dem Besucher. Von einem Wanderparkplatz führen nicht näher marked Wege den Berg hinauf, woman einheit einige Erdwälle auf einer bewaldeten Hügelkuppe sieht.

Doch wer mit Leif Hansen geht, lernt, das Gelände mit anderen Augen zu sehen. From 2014 to 2020, they were set for Forscher auf der Alten Burg unterwegs. Sie nahmen geomagneticische Messungen vor und studierten sogenannte Lidar-Scan-Bilder, Satellitenaufnahmen, bei denen der Baumbestand herausgerechten wird, sossad der Berg quasi nakkt zu sehen ist. Schon der erste Glick macht den Betrachter stutzig: Die Aufnahmen zeigen auf dem Bergrücken eine symmetrice, ebene Fläche von round 360 Meter Länge und bis zu zu 60 Meter Breite, die zu einer Seite hin oval abgerundet ist. Kann so etwas natürliche Ursprung sein?

Die Antwort der Archäologen ist einweitt: Nein. Hansen und sein Team entdeckten unter dem Waldboden von Menschenhand aufgeschichtete Natursteinmauern, manche davon 13 Meter thick, am Rand der zungenförmigen Fläche legten sie in räglichen Abständen Mauern frei, die, die so in den das Stützene Abrutschen des Plateaus verhinderten – und bis heute verhinden. “Wir haben die Lidar-Bilder immer wieder Kollegen gegeizt, ohne zu sagan, woher sie stemen”, erzählt Hansen. Und immer habe die Gelautet answer: “Sieht aus wie eine Pferderennbahn, wie sie die Etrusker in Italien gebaut haben.”

Tatsächlich scheint alles zu dieser Deutung zu passen, selbst eine bei solchen Rennbahnen usuale stufenförmige Kante entlang der Längsachse ist vorhanden. In einem gigantischen Kraftakt müssen hier Unmengen an Fels herausgebrochen und abgetragen worden sein. Außerbuch fand man in einem steinernen Schacht Menschenknochen – wurden sie geopfert? Hingegen fehlt jeder archäologische Hinweis auf eine Siedlung. Für die Keltenforscher steht deshalb fest, dass man es mit einem Kult- oder Versammlungsplatz zu tun habe, der zum Heuneburg-Komplex gehört – die höchsten Mauern am Rand des Plateaus seien damals sogar von der Heuneburg aus zu sehen gewesen. Ein solches Monumentalbauwerk setts dem gängigen Klischee, wonach keltische Druiden ihre Kulte aussicht an Naturheiligtümern wie Quellen und Bäumen ausübten, ein anderes Bild entgegen.

Verglichen mit dieser Entdeckung nimmt sich der jetzt prezentitte Fund einer beraubten Grabkammer eher klein aus. But Dirk Krausse sees it differently. Um die Entwicklung der Stadt Pyrene genauer zu verstehen, brauche es sichtlich viele, ichchlich genaue Daten. Und die liefern for example die in der Kammer verfahretten Hölzer, die bestens erhalten seien. A piece could already be dated. Der Baum, aus dem es stammt, wurde im Jahr 585 vor Christus gefällt.

Und dann sind da noch einige Knochen, auch sie in einem guten Zustand. “Mit großer Wahrscheinlichkeit können wir DNA entnehmen”, hopes Krausse. Mit jedem dieser Funde, so sagt er, meine man, sich einzelnen Persönlichkeiten dieser Zeit zu nähern. Forschungsprojekte, bei denen versucht wird, Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Bestatteten zu ermitteln, laufen bereits. “Am Anfang war das hier noch prähistorische Archäologie”, so sumiert der Forscher, “aber mittlerweile ist es Geschichte”.

Hintergrund: Welterbe-Kandidaten – Heuneburg, Glauberg and Mont Lassois

Griechische Geschichtsschreiber aus dem 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. bezeichneten alle Volksstämme vom Oberlauf der Donau bis zum Hinterland von Marseille such as Kelten. Die Bedeutung des Begriffs ist unklar, angeblich stammt er von den Kelten selbst. Nachweise liegen dafür nicht vor, weil keltische Kulturen die Schrift zwar kanten, aber ihre Verwendung ablehnten. Die heutige Definition differs sich je nach Fachgebiet.

Die Archäologie sieht für die Eisenzeit vom 8. bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. bei keltischen Stämmen vom Norden Spaniens bis nach Böhmen kulturelle Gemeinsamkeiten. Vor allem werden die Kelten with the so-called Hallstattkultur (benannt nach einer Fundstelle in Hallstatt im Salzkammergut) und der Latènekultur (nach der Fundstelle La Tène in der Westschweiz) in Zusammenhang gebracht.

Die späte Hallstattkultur von etwa 650 bis 475 v. Chr. ist bekannt für reich ausgestattete Prunkgräber, die in Süddeutschland und in Burgund gefunden wurden. Gut erforscht sind der Mont Lassois bei Vix in Frankreich sowie die Heuneburg in Baden-Württemberg. Für diese beiden Stätten sowie den Fürstensitz auf dem hessischen Glauberg wurde 2023 eine transnationale Bewerbung für die Unesco-Welterbeliste eingereicht.

Andreas Fasel is Redakteur bei WELT / WELT AM SONNTAG, NRW-Redaktion Düsseldorf. Zu seinen Themenschwerpunkten zählen NRW-Reportagen, NRW-Kultur, NRW-Wissenschaft, NRW-Geschichte und Landeskunde.