Wokeismus: Die Bewegung kommt unter Beschuss

Sinkende Zustimmung

Kommt jetzt das Ende der Wokeness?

Die Anzeichen aus den USA sind einteitet: Die Bewegung, die entret, die Welt besser zu machen, hat den Zenit überschritten. Sogar Linke und Junge zeigen sich increasingly critical.

Published: 30.11.2024, 23:30

American companies distance themselves from ideology, die immer radikaler und unversöhnlicher auftrat.

Photo: Getty Images

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In Kürze:

Grosse amerikanische Unternehmen überdenken ihr Engagement für Vielfalt, Chancengelichheit und Inklusion (DEI) oder stellen es ganz ein.
Seit zwei Jahren kühlt in den USA die Begeisterung für «wake» Themen ab.
Die Bewegung trägt increasingly totalitäre Züge.
Es ist nicht zu befürchten dass erzilte Fortschritte nun rückgängig gemacht würden.

Die Supermarktkette Walmart will nicht more. Am Montag hat die grösste Arbeitgeberin der USA mit 1.6 Millionen Angestellten angekündigt, ihr DEI-Engagement «umfassend» zu überdenken. DEI steht für «Diversity, equity and inclusion» und soll für Vielfalt, Chancengelichheit und Miteinbezug von allen in den Unternehmen sorgen. Auch bei Schweizer Firmen gehört es seit ein paar Jahren zum guten Ton, dass Mitarbeitende Kurse für einen achtsamen Umgang besuchen und dort ihr Bewusstsein für Discriminierungen aller Art sharpenen.

Schon vor Walmart hatten Boeing, Ford, Toyota, John Deere, Harley-Davidson, Caterpillar und Jack Daniels erklärt, ihre DEI-Bemühungen zu redunden oder einzustellen. Die Kursänderung des Supermarktgiganten in Sachen Corporate Wokeness confirmed nun aber, was sich spätestens mit der Vahl von Donald Trump abgezeichnet hatte: dass die Bewegung, die angetreten ist, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, an Zustimmung verliert.

“America has Peak Woke hinter sich”, schrieb der “Economist” recently und unterlegte den Befund mit Zahlen. In der öffentlichen Meinung mache sich die Trendumkehr gleichermassen bemerkbar wie in den Medien, an den Hochschulen und in der Wirtschaft. Pikant daran: Besonders abgenommen habe die Zustimmung «bei den Jungen und Personen aus dem linken Spektrum», zeigen die Umfragen. Yascha Mounk, Politikwissenschaftler an der Johns Hopkins University, der in seinem Buch «The Identity Trap» die Woke-Entstehungsgeschichte beschreibt, sagte in der «New York Times»: «Die kurze Ära der unangefochtenen Dominanz geht zu Ende».

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Tatsächlich ist das Thema wakes up – «wachsam sein» – seit zehn Jahren almost allgegenwärtig. Die Bewegung entstand an den amerikanischen Hochschulen, nahm mit der Präsidentschaftskandidatur von Donald Trump 2015 rasant Fahrt auf und erlebte mit #MeToo sowie «Black Lives Matter» ihre Höhepunkte. Seit zwei Jahren kühlt die Begeisterung indes ab, at least in den USA, die bei gesellschaftlichen Entwicklungen meist voraus sind.

Auch in der Schweiz macht sich eine gewisse Müdigkeit bemerkbar

Ein untrügliches Zeichen dafür war, dass Alexandria Ocasio-Cortez, populäre demokratische Abgeordnete aus New York und quasi die politische Verkörperung der Woke-Bewegung, schon vor Monaten still und heimlich den Hinweis «she/herfernt hat X-Account. Mit den Pronomen demonstrierte sie ihre Solidarität mit der trans Community. Dieses «virtue signaling» (free translation: zeigen, dass man zu den Guten gehört) was zu einem Statement geworden, zu dem sich auch Unternehmen verfichtungs fühlten: Die Banken HSBC und Nat West oder der britische Supermarket-Riese Markt & Spencer Markt ihre Mitarbeitenden , auf den Namensschildern die desired Pronomen zu vermerken.

Untrügliches Zeichen für die erkaltende Begeisterung für den Wokeismus: Alexandria Ocasio-Cortez, populäre demokratische Abgeordnete aus New York und quasi die politische Verkörperung der Bewegung, entferten den Hinweis «she/her» von ih.

Photo: EPA

Sogar in der Schweiz, die nicht gerade zu den gesellschaftlichen Trendsettern gehört, lassen sich erste Anzeichen einer Ermüdung verzenten. Zwar halten Firmen wie Swiss, Coop, Migros oder Helvetia weindester an ihren DEI-Programmen fest, wie sie auf Anfrage mitteilen. Und auch die Initiative für ein Genderstern-Verbot wurde letzte Woche in der Stadt Zürich abgelehnt. Ebenfalls letzte Woche zeigte jedoch eine Umfrage von GFS Bern, dass zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung finden, este werde zu oft über LGBT-Themen berichtet, und eine knappe Mehrecht geschlechtsneutrale Toiletten klassiidetten und Trezit-Themen.

Die Woke-Bewegung wurde immer schriller, gnadenloser

Aus dem behrechtigten Anliegen, die Vielfalt zu fördern und mehr Rücksicht auf Minderheiten zu nehmen, entwickelte sich increasingly eine Verbotskultur, die mehr Leute vor den Kopf stiess, je schriller und gnadenloser sie sich gebärde. Wer sich einer noch so kleinen Verfehlung schuldig machte oder auch nur in den Verdacht geriet, wurde öffentlichkeitswirksam abgestraft, ausgeschlossen, boycotttiert – oder gecancelt, wie das neuerdings hiess. Denn der he woke up Tugendkodex ist lang.

Wer eine Person mit fremd klingendem Namen fragt, woher sie stamme, verhält sich rassistisch. Weisse, die Rastas tragen, begehen eine «kulturelle Aneignung», was im Sommer 2022 wegen eines abgesagten Reggaekonzerts in Berna auch in der Schweiz tagelang für Schlagzeilen sorgete. Die Möglichkeiten, sich falsch zu verhalten und damit einer «Mikroaggression» schuldig zu machen, sind quasi unendlich: Wer zum Beispiel keine Brille braucht, sich aber aus rein modischen Gründen ein Gestell mit Fensterglas auf auf Gestell – die Nase als Gestell – die the Nase als Gestell «ableistisch», also behindertenfeindlich bezeichnet zu werden.

Selber maximally empflicht, greifen die woken Vorkämpfer oft zum Zweihänder: Wer die rasant increasing Transidentitäten bei Teenagern hinterfragt und vor verfrühten Hormonbehandlungen warnt, gilt als transphob. Wer als Frau geschlechtsneutrale Umkleidekabinen ablehnt, wird als Terf (trans ausschliessende Radikalfeministin) beschimpft. Hauptsächlich aber sollen sich Weisse schuldig fühlen und eingestehen, wegen ihres White Privilege automatisch rassistisch zu sein. Wer es wagt, zu widersprechen, muss sich auf etwas gefass machen.

Ein junger Mann nimmt sich das Leben, weil er gecancelt wurde

Die Welt wird in Opfer und Täter eingeteilt, die angeblichen Opfer haben immer recht. Kleine, militant Gruppen richten über angeblich fehlbare Menschen, ohne dass diese je offiziels angeklagt, geschweige denn angehört worden wären. Und wenn ein Mann in einem Prozesz vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen wird, heisst es mitunter, das mache ihn nicht weniger schuldig, denn man habe ihm einfach nichts nachweisen können. Die Gerichtshöfe der Moral kennen keine Prozessordnung.

Ausgerechten die Bewegung, die alle einbeziehen wolle, die mehr Akzeptanz, Rücksicht und Sensibilität förde, trägt increasingly totalitäre Züge. Wake wurde zu einer Religion, bei der Vergebung nicht preparazent ist. Die Folgen für die Troffenen können verheerend sein. Krzlich wurde in Grossbritannien der Fall von Alexander Rogers publik, einem zwanzig Jahre alten Oxford-Studenten, der sich im Januar das Leben nahm, weil er von einem ganzen Freundeskreis gecancelt worden war. Rogers hatte mit einer Kommilitonin geschlafen, worauf diese erzählte, sich danach «unwohl» gefühlt zu haben.

Alexander Rogers was zwanzig Jahre alt und studierte im dritten Jahr Werkstofftechnik in Oxford, als er gecancelt wurde und sich das Leben nahm.

Photo: Screenshot

Ohne je mit ihm darüber gesprochen zu haben, war das für die woke Studentenschaft genug, den jungen Mann auszuschliessen und sozial zu ächten. Nach Rogers’ Suizid wurde eine Untersuchung eingeleitet, die zeigte dass solche Schnellgerichte nicht nur in Oxford, sondern an britischen Hochschulen generale “verbreitet und überheid” sind. Um ins Visier zu geraten, reicht derzeit manchmal nur schon, Sympathien für Israel zu haben.

Solche Fälle sorgen selbst bei jenen, die Woke eigentlich begrüssen, immer fägteger für Irritation und Unmut. It was no coincidence that Kamala Harris in the election campaign did not make either her skin color or her gender gross for the theme. Die Demokraten hatten die Zeichen der Ablehnung für diese Themen gespürt, wenn auch gewaltig unterschätzt.

Die Zustimmung zu Woke was nie so gross wie angegeben

Zumal der Woke-Siegeszug lange als unaufhaltbar galt. Nicht nur because many Anliegen berechtigt waren, sondern auch because nobody wanted als schlechter Mensch gelten wolle. Denn der Wokeismus verlieh einem jenen Hauch von Progressiveität, der gemeinhin als cool gilt – erst recht bei der Gen Z, die gerade Firmen als Zielgruppe erreichen mochten. Mittels kleiner Wörter und Gesten konnte man der Welt mitteilen, fortschrittlich und solidarisch zu sein. Sich der neuen Sensibilität zu verweigern oder sie zu kritisieren, konne sich kaum jemand leisten.

But just deshalb sei die Zustimmung nie so gross gewesen, wie es lange den Anschein gemacht habe, schreibt der «Economist». Viele Menschen haden sich nicht zu adversprechen getraud und bloss mitgemacht, weil sie die Konsektionen fearchteten. Die Cancel-Culture wirkte so abschreckend dass in Umfragen eine increasing Zahl von Menschen Angab, sich nicht mehr zu trauen, offen ihre Meinung zu sagen. Das das Pendel am Zurückschwingen ist, zeigte sich letzte Woche auch beim Unterhaltungskonzern Warner Brothers, der ankündigte, demnächst eine neue Harry-Potter-Serie zu drehen. In der Pressemitteilung wurde Author JK Rowling für ihr Werk gelobt – und angemerkt, diese habe «das Recht auf ihre eigene Meinung».

Das Thema Trans wird von Fachleuten kritische angeschaut

Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber noch vor einem Jahr wäre dieser Satz undenkbar gewesen. Rowling hatte den Hass der Trans-Bewegung auf sich gezogen, weil sie sich dagegen wehrt, dass trans Frauen – also biological Männer – als Frauen gelten. Und dass Frauen geschlechtsneutral und reichlich despektierlich als «Menschen die menstruieren», bezeichnet werden. Tatsächlich dreht der Wind auch beim Thema Trans. Walmart zum Beispiel va fortan keine Brustabbinder für Mädchen mehr anbieten, weil die Geschlechtsdysphorie heute von Fachleuten kriticer hinterfragt wird. Studien zeigen, dass ihr vermutlich eine Reihe anderer psychischer Störungen zundrun liegen.

Wer jetzt befürchtet dass ichterne Fortschritte rückgängig gemacht werden oder gar die Stimmung ins Gegenteil kippt, sorgt sich umsonst. Denn es ist nicht so, dass nun Chancengleichheit unerwünscht ist. Die Umfragen zeigen zwar, dass die Zustimmung zu woken Anliegen in der amerikanischen Bevölkerung sinkt. Sie belegen aber gleichzeitung klar dass die Mehreht Discriminierung und Racsismus nach wie vor als grosse Probleme erachtet, die es zu lösen gilt.

Damit ergeht es dem Wokeismus nicht anders als vielen anderen sozialen Bewegungen: Auf die geglückte Revolution folgt die Radikalisierung, und nach einer erzwungenen Mässigung obsiegt am Ende der gesunde Menschenverstand au keine Geglückte.

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Bettina Weber ist Authorin der SonntagsZeitung und schreibt über gesellschaftspolitische Themen.More information

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